Vor einem Jahr bin ich zu einer großen Reise aufgebrochen. Ein paar Tage später war ich mittendrin im großen Abenteuer und habe wunderbare Dinge erlebt. Längst bin ich wieder im Alltag angekommen. Und jetzt? Nun, ein Jahr später, blicke ich zurück und beantworte die Frage: Ist danach alles anders? Was ich auf meiner Weltreise gelernt habe.
Drei Monate war ich im Frühjahr 2017 in Neuseeland, Fidschi und Südostasien unterwegs, und im Sommer bin ich noch einmal losgezogen. Dabei habe ich mich kennengelernt, mir Lebensfragen gestellt, viele meiner Einstellungen überdacht. Ich habe tolle Menschen getroffen, die zu Weggefährten und Freunden wurden.
All diese Erfahrungen haben mich nachhaltig geprägt. So vieles hat sich seitdem verändert, das ich teilweise nicht in Worte fassen kann oder nur mit meinen engsten Vertrauten teilen will. Ich habe mich weiterentwickelt und – wieder daheim angekommen – schwierige Entscheidungen getroffen. Und ich hatte damit zu kämpfen, wieder im Alltag anzukommen. In den Monaten nach meiner Rückkehr habe ich viele neue Ideen entwickelt, verworfen, wieder aufgegriffen. Große Pläne habe ich gefasst, mir große Ziele gesteckt – manche sind geblieben, andere sind nach einiger Zeit wieder in den Hintergrund gerückt. Damit ich sie mir immer in Erinnerung rufen kann, habe ich einige meiner Erfahrungen, Erkenntnisse und Ziele aufgeschrieben. Einige davon möchte ich mit euch teilen.
Ist danach alles anders? Was ich auf meiner Weltreise gelernt habe
Ist es so, dass man als sprichwörtlich anderer Mensch nach Hause kommt? Ist wirklich nachher alles anders? Für mich persönlich kann ich sagen: Ich habe vieles als anders empfunden, Dinge anders wahrgenommen, Einstellungen überdacht und meine Lebensziele verändert. Insofern ist vieles für den Heimkehrenden anders als vorher. Das habe ich auch von sehr vielen anderen Reisenden gehört.
Im Laufe der Zeit normalisiert sich all das. Man landet wieder im Hier und Jetzt, im Alltag, im Leben. Und doch werde ich einiges in meinem Herzen behalten und meine Entscheidungen, wenn möglich, danach ausrichten:
Was ich auf meiner Weltreise gelernt habe: Weggefährten machen das Leben aus
Wir alle haben Weggefährten. Sie sind Begleiter, Mahner, Helfer, Zauderer, Fragende und Unterstützer. Manche kommen, andere gehen, und einige bleiben ein Leben lang. Und genau sie machen das Leben aus.
Richtig bewusst wurde mir das nach meiner Reise. Vor, während und nach dem Trip reagierte mein Umfeld ganz unterschiedlich; Da waren Menschen, die mich ermutigt haben, den Schritt zu wagen, die mir den letzten Schubs gegeben haben. Da waren diejenigen, die mich für verrückt hielten, mir schlimme Folgen einredeten, mir Angst machten, die ihre eigenen Bedenken auf mich übertrugen. Und da waren die, die unterwegs ihre Gedanken und Erfahrungen mit mir geteilt haben, die mir beim „Entdecken meiner Selbst“ geholfen und mir meine Stärken aufgezeigt haben.
Die unterschiedlichen Reaktionen haben mich vor allem in der Zeit der Reiseplanung sehr beeinflusst. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, weshalb manche Leute so negativ reagieren. Dann bemerkte ich, dass sie manchmal die Furcht um mich leitete, oder dass sie ihre eigenen Ängste auf mich übertrugen. Mit diesem Wissen konnte ich mich von ihren Gedanken distanzieren und wieder mehr auf mich selbst vertrauen.
Was ich aus allen Erfahrungen gelernt habe, ist: Begegnungen, Reaktionen, Gespräche beeinflussen uns in vielen Dingen. Manche vergessen oder verdrängen wir, andere bleiben uns lange im Gedächtnis. Die einen treffen uns wie ein Schlag, andere entfalten ihre Bedeutung erst später.
Wie wir auch mit unseren Weggefährten agieren, was auch immer sie uns sagen: Sie prägen uns, begleiten uns, holen uns aus unserer Komfortzone oder geben uns bei Schwierigkeiten ein Zuhause. Weggefährten im Leben sind unglaublich wichtig. Und sie machen die Dinge schöner, die wir erleben.
Was ich auf meiner Weltreise gelernt habe: Offen durchs Leben gehen
Wir sind geprägt durch unsere Kultur, unser Umfeld, unsere Erfahrungen, unsere Bildung und vieles mehr. Jeder von uns lebt nach gewissen Werten – und jeder hat seine Vorurteile. Das wird mir beim Reisen oft bewusst, wenn mich Menschen überraschen. Oft sind es kleine Dinge: Jemand trägt mir meinen Rucksack vom Boot an Land, ich bekomme eine Kleinigkeit geschenkt, jemand fährt mich gratis zum Markt.
Zwei Situationen sind mir besonders in Erinnerung geblieben:
Einmal wurde ich von einem indonesischen Freund in das Haus seiner Familie eingeladen. Ich dachte, ich wäre dort nicht wirklich willkommen – doch als ich eintrat, begrüßte mich seine Mama herzlich und lud mich zum Essen ein. Ich durfte mir das Haus anschauen und sie zeigten mir Familienfotos – ohne dass wir auch nur eine Silbe in derselben Sprache miteinander sprechen konnten.
Noch ein Beispiel: Auf den Fidschis streikte meine Kreditkarte und ich stand vor einer zehntägigen Rundfahrt über mehrere kleine Inseln ohne Geld da. Ohne mit der Wimper zu zucken, lieh mir ein Schweizer Ehepaar mehrere Hundert Euro. Wir reisten dann gemeinsam über die Inseln, sind immer noch in Kontakt und haben bereits geplant, uns bald wieder in der Heimat zu treffen.
Was ich in diesen Situationen erleben durfte, hat mich ein Stück weit verändert und neu geprägt. Ich stoße immer wieder auf meine Vorurteile, die so häufig unbegründet sind. Und das versuche ich mir dann bewusst zu machen.
So blauäugig und platt es für viele klingen mag: Es kommt nicht darauf an, wie viel Geld jemand hat, was er beruflich macht, welches Auto er fährt oder was er schon Tolles erlebt hat. Es kommt darauf an, was einen Menschen ausmacht – sein Herz, seine Ausstrahlung, seine Einstellungen, seine Gedanken. Wenn wir etwas offener werden, können wir so viele wertvolle Dinge erleben.
Was ich auf meiner Weltreise gelernt habe: Veränderungen mutig angehen
Die gute alte Komfortzone – in ihr fühlen wir uns wohl, können uns wohlig einmummeln. Das ist ok, wenn wir damit glücklich bzw. zufrieden sind. Manchmal aber steht die Komfortzone für Gewohntes, für Stillstand, für Sicherheitsdenken oder gar Angst. Diese Dinge halten uns vielleicht von tollen, neuen Erfahrungen ab.
Ich bin selbst jemand, der Veränderungen nicht so einfach zulässt. Mein Kopf kämpft gegen mein Bauchgefühl, ich wäge das Für und Wider oft wochenlang ab, spiele alle möglichen Szenarien durch. Bis am Ende mein Bauch sagt: „Mach schon!“ oder „Lass es sein!“. Dann bin ich auf einmal ganz ruhig und entspannt und weiß, dass die Entscheidung richtig ist. Und wenn die Zweifel zurückkommen, sage ich mir: Die Dinge, die ich bisher aktiv verändert habe, waren immer ein Schritt nach vorne. Zumindest haben sie mich weitergebracht.
Das war so bei der Entscheidung für einen Studiengang, bei der Annahme neuer Jobs, bei der Planung einer Reise. Und ganz aktuell: Ich habe entschieden, von Ingolstadt nach München zu ziehen und künftig zur Arbeit zu pendeln. Ja, das kostet Zeit und Nerven. Noch vor kurzem hat mich die Frage beschäftigt, was Heimat bedeutet. Ich wusste nicht, wo ich hinwollte und -sollte, aber ich wollte endlich irgendwo ankommen. Die Wahl fiel auf die Bayerische Hauptstadt, weil das Gefühl dazu „Ja“ gesagt hat. Und das Ergebnis? Es fühlt sich richtig an, und ich fühle mich endlich zuhause, wo ich lebe. Und wie heißt es so schön und so wahr? Stillstand ist Rückschritt.
Was ich auf meiner Weltreise gelernt habe: Dankbarkeit empfinden
Dankbarkeit. Ein einfaches, oft verwendetes Wort, hinter dem sich manchmal eine Phrase, manchmal die ganze Welt verbirgt. Manchmal ist Dankbarkeit etwas Großes, ein Glücksmoment, der uns plötzlich überkommt. Ein andermal nehmen wir Dinge als selbstverständlich hin, machen uns wenig Gedanken über das Gute, das uns begegnet.
Heute habe ich mir die Bilder meiner großen Reise wieder einmal in Ruhe angesehen, und dabei mischten sich viele verschiedene Empfindungen zu einem Gefühls-Wirrwarr. Freude, Wehmut, Glück. Und: Dankbarkeit. Für die Möglichkeit, auf diese Reise zu gehen. Für das, was ich unterwegs erleben durfte. Für die Menschen, die ich kennenlernen durfte. Für die Kleinigkeiten, die zu etwas Großem wurden.
Es lohnt sich, immer mal innezuhalten und kleine, schöne Momente wahrzunehmen. Das kann ein lustiger Abend mit Freunden sein, eine kleine Freundschaftsgeste, ein Sonnenuntergang oder jemand, der dich auf der Straße lächelnd grüßt.
Du willst mehr über meine Zeit in Indonesien erfahren? Dann schau mal hier auf indojunkie.com, wo ich ein paar Artikel veröffentlichen durfte.
Wart ihr auch schon länger unterwegs? Wie ging es euch damit? Ich freue mich über eure Erfahrungen und Kommentare!
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