Wenn mich das Fernweh packt

Am Tahunanui Beach in Nelson: wilde Naturgewalten

Reisefieber, Fernweh, Wanderlust – viele Ausdrücke für dieses Gefühl, das ich trotzdem nicht in Worte fassen kann. Es ist Teil meines Lebens. Wenn mich das Fernweh packt, dann muss ich raus. Aufbrechen. Erfahren. Erleben. Reisen.

Es beginnt mit einer inneren Unruhe, einer grundlosen, latenten Unzufriedenheit. Und dann, plötzlich, weiß ich Bescheid: Es ist wieder soweit. Für mich ist Fernweh schwer zu definieren, es ist keine bestimmte Empfindung. Vielmehr erlebe ich es in Phasen: Es ist die Zeit, die ich mit Planen und Recherchieren für das nächste Reiseziel verbringe. Es ist der Moment, wenn ich auf einer Buchungswebsite auf „Bestätigen“ klicke. Es ist das Kribbeln im Bauch, wenn ich meine Taschen packe.

Und dann ist da noch mein Lieblingsmoment: Der kommt immer dann, wenn ich im Landeanflug aus dem Flugzeugfenster auf meine Zieldestination hinabblicke. Dann machen meine Gefühle Überschläge, Aufregung mischt sich mit Vorfreude. Was erwartet mich in diesem Land? Wie sind die Menschen? Was werde ich erleben? Und: Welche Erinnerungen werden sich für immer in meinem Kopf festsetzen?

Die Angst überwinden, allein loszuziehen

Reisen ist schon immer meine Leidenschaft, seit meinem 16. Lebensjahr bin ich regelmäßig unterwegs und entdecke abgelegene Orte genauso wie überfüllte Inseln und hippe Städte. Was ich lange nicht wusste: Ich liebe es, alleine zu reisen. Das weiß ich erst, seit ich im Frühjahr 2017 zu einer 77-tägigen Reise aufgebrochen bin. Rückblickend war die Herausforderung nicht allzu groß: Mein Arbeitgeber hat mir ein Sabbatical ermöglicht, ich musste weder den Job noch die Wohnung kündigen, nur einige Versicherungsfragen klären und die Route planen.

Und trotzdem hatte ich bis zum Beginn der Reise mit vielem zu kämpfen. Ich musste meine Angst überwinden. Nicht nur einmal, sondern bestimmt ein Duzend mal. Um den Flug final zu buchen, brauchte ich fünf Anläufe. Nach der Bestätigung mischten sich schiere Panik und grenzenlose Freude zu einem absoluten Gefühlschaos. Wie wird das Alleinreisen sein? Kann ich so viel Zeit mit mir selbst verbringen? Werde ich mich langweilen, unsicher fühlen, oder wird es die beste Zeit meines Lebens?

Beim Reisen bin ich mehr Ich

Ich möchte es nicht schönreden: Allein zu reisen ist nicht immer einfach, lustig oder entspannt. Du musst jede Entscheidung allein treffen, mit jeder Unsicherheit selbst zurechtkommen, immer präsent sein, planen, organisieren. Es gibt Momente, da sitzt du im Paradies und fühlst dich einfach nur einsam. Und es gibt Tage, da wünschst du dir, du könntest besondere Erlebnisse mit jemandem teilen.

Und doch: Allein zu reisen, ist für mich eine ganz besondere Erfahrung. Warum? Vielleicht, weil ich mich selbst so gut kennenlernen kann. Weil ich nun weiß, dass ich mir genug bin und dass ich mit Tiefschlägen allein fertig werden kann. Weil ich innerhalb von Sekunden entscheiden lerne, ob mein Gegenüber vertrauenswürdig ist oder nicht. Weil ich auf mein Bauchgefühl höre, anstatt alle Entscheidungen wieder und wieder gedanklich durchzugehen. Und weil ich nun viel offener auf andere Menschen zugehe, als ich es ohne diese Erfahrungen je getan hätte. Weil ich dadurch mehr Ich bin.

All das habe ich meiner Wanderlust zu verdanken. Sie bringt mich an meine Grenzen, und sie bringt mich zu mir selbst. Und wie sagte einst Ma Ma Gombe in meinem Lieblingsbuch, der „Safari des Lebens“?

„Wenn wir einfach losgehen und einen Schritt nach dem anderen machen, gibt es keinen Ort, den wir nicht erreichen können.“

 

 

3 Kommentare

  1. Pingback: Ist danach alles anders? Was ich auf meiner Weltreise gelernt habe

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